
Ich bin ja, wie viele andere auch und man kann natürlich fast sagen - wie die gesamte Menschheit – in einem
starken Wandlungsprozess.
Manche wandeln sich und schauen aus Neugier und Freude und
auch einem natürlichen Lebensdrang:
was ist da noch?
Mache werden gewandelt, leider eher durch Angst und Einengung. Ähnlich wie in einem Geburtsprozess.
Ich finde Veränderung und Neues per se schön. Mehr vom Gleichen ist nichts für mich.
Und das Leben hat sich auch so für mich entwickelt, irgendwie ganz ohne mein bewusstes
Zutun.
Meines Erachtens nach gibt es zwei Entwicklungskräfte: Hingabe und Abwehr. Also ich werde etwas, weil ich etwas anderes nicht
mehr sein will, oder es zieht mich eine Kraft enorm in ein anderes Leben.
Ich finde: Hingabe schlägt Abwehr absolut!
So es kann sein, dass ich nicht mehr dick sein will, die Hingabe an Genuss ist aber einfach größer...
Aber zurück zur Überschrift, von der ich eigentlich erzählen will. Sie kommt aus der Frage:
Mache ich mein Leben, oder macht mein Leben mich?
Als ich nach meinem Abitur nicht wusste, was ich studieren wollte, arbeitete ich als Pförtnerin in der
Frauenklinik meiner Heimatstadt Greifswald. Nach 3 Wochen kam der damalige leitende Professor der Klinik zu mir
und fragte: Was machen Sie hier? Als er den Grund hörte, bat er mich in sein Zimmer, nahm meine Hand, schaute sich meine Fingernägel an und sagte: Sie können irgendwas studieren, Hauptsache, Sie
studieren.
Aber Herr Professor, man geht doch auch nicht zum Bahnhof und steigt in irgendeinen Zug,
man weiß doch, wo man hin will!
Frau Gutt, man nicht, Sie aber schon! Fahren Sie los! Studieren Sie!
Ich ging also nach Haus und habe alle möglichen Universitäten angeschrieben, ob es noch freie
Studienplätze gibt. Nichts mit Medizin, alles andere gern. Nach einigen Tagen klingelte das Telefon, die TU Magdeburg war dran. Wir haben noch freie Studienplätze.
Sektion 4: Chemischer Apparate und Anlagenbau und
Sektion 7: Thermischer und hydraulischer Maschinenbau.
Und ich dachte: 7 klingt schöner als
4.
Fünf Jahre später war ich Dipl.-Ing. Maschinenbau, später dann selbständige IT-
Unternehmensberaterin. Und ich bin sehr dankbar für die ca. 30 Jahre in der selbständigen Berufstätigkeit, die mit diesem Weg begann. Mal war es Abwehr, als Frau in der Männerwelt, die mich
motivierte, mal Hingabe. Aber es war immer ein berufliches Leben voller Veränderung und Neuem in der Projektarbeit - genau so, wie ich es mag.
Vor allem aber war es eine Zeit wunderbarer Begegnungen mit ganz vielen interessanten Menschen in unterschiedlichen Branchen und Ländern!
Und somit dem, was ich wirklich liebe: dem Miteinander von Menschen!
Der bewussten
Kommunikation, der ich nun Raum gebe, indem ich den „Salon für Lebenskunst“ gründete.
Für die Kunst der Konversation - die übrigens Müßiggang voraussetzt - allein dies ist in der heutigen Zeit schon eine Kunst.
Und dem Mut, sich selbst zu begegnen, all dem, was mit Hingabe noch gelebt werden will.
Und dieser Mut ist in Zeiten der „dritten Lebenshälfte“, die so ab 55 beginnt, doch ganz sinnvoll, oder?
Ich gehe einfach schon mal voraus.